American Football – das ist eine ganz besondere Faszination. Was genau macht diese Faszination am American Football aber aus? Warum grassiert rund um den Globus das American-Football-Fieber?
Die Wurzeln des American Football
Um die feste Verankerung des American Football im Mutterland USA zu verstehen, muss man die Wurzeln des Spiels betrachten. Als erstes Spiel dieser Sportart überhaupt notieren die Geschichtsschreiber den 6. November 1869. An diesem Tag trafen die Mannschaften der Universitäten Rutgers sowie Princeton in New Brunswick aufeinander. Die Regeln waren noch fußball-ähnlich, setzten aber schon die Wurzeln für den American Football. Bereits fünf Jahre später gab es bei einem Spiel der Harvard-Universität gegen die Rugby-Mannschaft der kanadischen McGill-Universität aus Montreal gemischte Regeln, die dem späteren American Football ähnelten.
Dann trat 1876 ein Mann auf den Plan, der den Sport als Spieler, Trainer und Funktionär entscheidend beeinflussen sollte: Walter Camp. Unter seiner Führung nahmen die Regeln immer mehr die Konturen des American Footballs an.
Die neue Sportart fand vor allem an den Universitäten und Colleges an der Ostküste der USA großen Zuspruch. Bei Spielen in den 1890ern Jahren wurden bereits 30.000 Zuschauer gezählt. Damit begann der Siegeszug des American Football. Die Absolventen der Universitäten blieben nicht nur ihrer „alten“ Lehranstalt treu verbunden. Sie trugen die Idee des Spiels auch in das Land hinaus. So verwundert es nicht, dass bereits 1902 mit dem Rose Bowl im kalifornischen Pasadena ein erstes Meisterschaftsfinale ausgetragen wurde. Ferner hat dazu beigetragen, dass der College Football bereits 1906 unter das Dach der National Collegiate Athletic Association (NCAA) kam. Damit war schon früh ein geregelter Spielbetrieb gesichert.
Der Kampf Mann gegen Mann
Vor allem die Grundidee des „Kampfes“ Mann gegen Mann traf den Nerv des amerikanischen Pioniergeistes. Und der wurde bis tief in die 1930er Jahre, wie unser Bild zeigt, ohne jede Schutzausrüstung mit harten Bandagen ausgetragen. Schwerere Verletzungen waren da vorprogrammiert.
In den Anfangszeiten eskalierte dies so sehr, dass US-Präsident Theodore „Teddy“ Roosevelt 1905 damit drohte, das Spiel zu verbieten. Schuld daran war die bis dahin bevorzugte Flying-Wedge-Formation. Bei dieser stürmten die Spieler der Offense und Defense jeweils in Keilformation ineinander verhakt aufeinander zu. Bei den Kollisionen kam es häufig zu Todesfällen. Allein 1905 ließen so 19 Spieler ihr Leben. Mit Regeländerungen wurde das Verbot durch den US-Präsidenten verhindert.
Ferner schadete aber jeder Fehler des Einzelnen der Gemeinschaft, der Mannschaft. Diese Mischung dürfte ganz nach dem Geschmack der US-Amerikaner gewesen sein, die die Eroberung des Landes immer noch in Gedanken in sich trugen.
Teams im American Football
Wichtiger Faktor für die Erfolgsgeschichte des American Football sind aber auch die Teams. Besonders für den College Football verkörpern diese bis heute ein Zugehörigkeitsgefühl der Absolventen zu ihrer „alten“ Universität. Das Herz einer Stanford-Absolventin oder eines -Absolventen schlägt auch danach noch für die Stanford Cardinals, das College Team.
Heute wird dieses Zugehörigkeitsgefühl perfekt inszeniert. Die Marching Band, die erste von ihnen gab es 1907 in Chicago, holt am traditionellen Sonnabend-Spieltag die Studentinnen und Studenten am Campus ab und geleitet sie ins Stadion. Wer das nur einmal im Fernsehen sieht, bekommt schon eine Gänsehaut. Wen wundert es da noch, dass sechs der zehn größten Stadien in der Welt mit einer Kapazität von mehr als 100.000 Zuschauern dem College Football zuzuordnen sind.
Dieses Zugehörigkeitsgefühl zu einem bestimmten Team kann eins zu eins auf die Profi-Liga der National Football League (NFL) übertragen werden. Entscheidend ist hier jedoch offensichtlich der Einfluß der Eltern. Einmal Fan der Dallas Cowboys, immer Fan der Dallas Cowboys. Wobei hier dann doch eher die Sympathieträger in den Teams ausschlaggebend sein dürften.
Professioneller American Football
Gegen den mächtigen College Football kommen einem die Anfänge des professionellen American Football eher wie ein über die Lande tingelnder Wanderzirkus vor. Und das war er auch im Prinzip. Einen geregelten Spielbetrieb gab es nicht. Die professionellen Mannschaften traten gegen örtliche Teams an und reisten dann in die nächste Stadt weiter. Ebenso tauchten immer wieder neue professionelle Mannschaften auf, die aber ebenso schnell wieder von der Bildfläche verschwanden.
Erst sehr spät fanden die Profis ihre Nische zwischen dem College Football und dem Baseball, die die Sportszene in den USA beherrschten. Und auch da konzentrierte sich das Interesse zunächst nur auf die Ostküste. Erst 1946 gab es nach dem Umzug der Cleveland Rams nach Los Angeles das erste Team an der Westküste.
Aber auch der Konkurrenzkampf zwischen den verschiedenen Ligen stand bis weit in die 1950er Jahre einer Erfolgsgeschichte des Profisports im Wege. Und: Mit dem Sports Broadcasting Act von 1961 aufgrund einer Entscheidung des obersten US-Bundesgerichts (Supreme Court) wurde es den Profiligen quasi untersagt, Spiele auf den Freitagabend oder den Sonnabend zu legen. Diese gehörten dem College Football.
Die Reise über den großen Teich
Wie schaffte der American Football dann aber den Sprung über den gro&szlihg;en Teich nach Deutschland sowie in weitere europäische Länder? Die Anfänge muss man zweifelsfrei den nach dem Zweiten Weltkrieg zum Beispiel in Deutschland stationierten US-Soldaten zuschreiben. Denn die haben sich nicht für die europäischen Mannschaftssportarten interessiert, sondern die aus ihrer Heimat – wie Baseball, Basketball und eben American Football bevorzugt.
Mit der ständigen Annäherung der einstigen Kriegsgegner kam es ab Mitte der 1950er-Jahre zu immer mehr Kontakten zwischen den US-Soldaten und der deutschen Bevölkerung. Logische Folge war das erste Überspringen von ersten Fünkchen Begeisterung vor allem in Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Es wird daher niemanden mehr wundern, dass die Frankfurter Löwen sowie die Ansbach Grizzlies die ersten drei German Bowls unter sich ausgemacht haben.
Der mediale Supercoup
Anfang der 1970er Jahre gelang der NFL im Heimatland des American Footballs der mediale Supercoup. Zum einen wurden die noch konkurrierenden Ligen (American Football League sowie NFL) in der NFL vereinigt. Zum anderen wurde erstmals mit dem Fernsehsender ABC ein Vertrag über die landesweite Ausstrahlung eines Spiels am Montagabend abgeschlossen. Bis dahin war die Übertragung von NFL-Spielen nur lokalen Sendern vorbehalten gewesen. Der Anfang einer unglaublichen Erfolgsgeschichte.
Denn damit bekam nicht nur die NFL mehr Gewicht in der US-Fernsehlandschaft. Auch der Super Bowl, das Endspiel der Topteams in den beiden Conferences, bekam mehr mediale Bedeutung. Und die wuchs rasant. Heute ist der Super Bowl weltweit die wichtigste und wirtschaftlich größte Einzel-Sportveranstaltung. So kosteten 30 Werbesekunden beispielsweise 2010 „nur“ 2,8 Millionen US-Dollar. Für die gleiche Zeit musste beim Super Bowl LV 2021 in Tampa Bay schon der doppelte Betrag (= rund 4,75 Millionen Euro) an den Fernsehsender überwiesen werden.
Mit dem rasanten Aufstieg des Profi-Footballs im Mutterland stieg aber auch zunehmend das internationale Interesse an dieser Sportart. Etwas dazu beigetragen hat sicherlich auch, dass der US-Sportsender ESPN in den 1980er-Jahren versucht hat, sich in Deutschland zu etablieren. Der Versuch scheiterte dann aber doch an der Sprachbarriere, denn ESPN wurde im Originalton ausgestrahlt.
Erste Schritte der NFL in Europa
Um die Nachfrage nach American Football auch in Europa zu befriedigen, unternahm die NFL mit der World League of American Football beziehungsweise der NFL Europe erste Schritte. Aus deutscher Sicht waren die zum Beispiel zwischen 1991 und 2007 mit Düsseldorf Rhine Fire, Frankfurt Galaxy oder Hamburg Sea Devils sehr erfolgreich. Aber: Für NFL-Verhältnisse stagnierten die Zuschauerzahlen um 20.000 pro Spiel, sodass sich die US-Liga schließlich nicht mehr engagieren wollte.
Mehr Medienpräsenz und International Games
Die NFL beschritt dann neue Wege, um den American Football-Hype in Europa zu nutzen und auszubauen. Nahezu parallel setze sie auf mehr Medienpräsenz und die sogenannten International Games. In Deutschland fand sie zum Beispiel in ran.de sowie ProSieben zuverlässige Partner. Und die können sich heute über ständig wachsende Zuschauerzahlen freuen. Der Schritt hat sich also mehr als ausgezahlt.
Auch das zweite Standbein International Games ist mittlerweile eine feste Größe geworden. Begonnen wurde damit 2005 in Mexico City. Zu dem regulären Saisonspiel der San Francisco 49ers und der Arizona Cardinals kamen mehr als 103.000 Zuschauer in das Azteken-Stadion.
Grund genug, ab 2007 auch Spiele auf europäischem Boden in London durchzuführen. Die Resonanz war so groß, dass dies 2019 auf vier Spiele in der britischen Hauptstadt ausgeweitet wurde. Jeweils zweimal im Wembley Stadion und im Tottenham Hotspur Stadion. Nach der Corona-Pause 2020 und dem Auslaufen des Vertrages mit dem Wembley Stadion stehen in 2021 wieder zwei Spiele auf dem Programm.
Und selbst in der Volksrepublik China sollen Spiele der regulären Saison ausgetragen werden. Nur: Die dortigen Menschenrechtsverletzungen stehen dem bis heute im Wege. Dafür wird sich Deutschland wohl im Herbst 2022 über ein solches Spiel freuen dürfen. Die Planungen dafür werden immer konkreter.
Die Begeisterung für den American Football ist also ungebrochen. Und ein Ende ist auch international nicht absehbar.
Als begeisterter Football-Fan und „Chefredakteur“ der ersten Stunde war Eckhard für die inhaltliche Ausrichtung des Online-Magazins FootballHelden verantwortlich – die umgehende Pflege der Spielstände und Tabellen hatte es ihm dabei besonders angetan. Auch die ständig wechselnden Entwicklungen beim jährlichen NFL Draft bereiteten dem ehemaligen Sportredakteur einer Lokalzeitung großen Spaß.
Eigentlich leidenschaftlicher Fan aller großen US-Sportarten, schlug sein Herz ab den 1980er-Jahren doch vor Allem für die Major League Baseball (MLB) und natürlich die National Football League (NFL). So fieberte er mit den New York Yankees, den Los Angeles Dodgers, den San Francisco 49ers und den Green Bay Packers. Zu seinen absoluten Lieblingsspielern zählte er die Quarterback-Legenden Joe Montana und Brett Favre.
Zusammen mit seinem Vater Eckhard gründete Philipp während eines Covid19-Lockdowns 2021das Online-Magazin FootballHelden und ist für den Betrieb der Website verantwortlich.
Als Fan von America’s Team, den Dallas Cowboys, hing Anfang der 1990er-Jahre ein Poster von Emmitt Smith in seinem Kinderzimmer, natürlich neben dem von Michael Jordan. Nach kurzer NFL-Pause und einem Abstecher zu den Seattle Seahawks und den San Francisco 49ers (zu Zeiten von Colin Kaepernick) wurde Peyton Manning bei den Denver Broncos schnell sein Lieblingsspieler. Als nach dessen Rücktritt ein neues Lieblingsteam her musste, wurde er durch eine Reise nach Hawai’i 2016 Fan der Arizona Cardinals – „Lieblingspersönlichkeit“ des Vereins: Bruce Arians.