Aaron Rodgers gegen die Green Bay Packers – eine Story, die mittlerweile alle „Cheeseheads“ irritiert. Seit mehreren Monaten stehen Gewitterwolken über dem Verhältnis des Ausnahme-Quarterbacks zu seinem Team. Dabei dürften die Meinungsverschiedenheiten mittlerweile tief verwurzelt sein.
Ursachen für Rodgers vs. Green Bay Packers
Das tief verwurzelt begann wohl schon in der Saison 2019, als Matt LaFleur den Posten des Head Coaches bei dem Team in Wisconsin übernahm. „A-Rod“ brauchte einige Zeit, um sich mit dem ehemaligen Offensive Coordinator der Tennessee Titans zusammenzuraufen. Als sie sich auf eine gemeinsame Spielphilosophie verständigt hatten, lief es dann jedoch bei den Packers wie am Schnürchen. Bis in das NFC Championship Game, das dann aber gegen die San Francisco 49ers verloren wurde.
Nach dieser ersten Bewährungsprobe für das Verhältnis von Aaron zu seinen Packers kam es beim NFL Draft 2020 gleich zur nächsten. General Manager Brian Gutekunst holte mit Jordan Love einen Quarterback. Rodgers‘ Wünsche dagegen gingen in Richtung Stärkung der Offensive Line, also Wide Receiver. Auch das schluckte der Quarterback. Und legte 2020 noch einmal eine Super-Saison auf seine außergewöhnliche Karriere drauf. Lohn für sehr starke Leistungen: Most Valuable Player (MVP – wertvollster Spieler) der National. Football League (NFL) der regulären Spielzeit und der erneute Einzug in das NFC Championship Game. In dem zogen die Packers gegen den späteren Super Bowl Champion Tampa Bay Buccaneers den kürzeren.
Dem folgte beim NFL Draft 2021 für Rodgers der nächste Nackenschlag. Statt an erster Stelle einen Wide Receiver zu nehmen, entschied sich Gutekunst für den Corner Back Eric Stokes und als nächstes für den Center Josh Myers. Das brachte beim 37-Jährigen Quarterback endgültig das Fass zum überlaufen. Natürlich braucht kein Font Office seine Entscheidungen beim Draft mit irgendeinem Spieler abzustimmen. Aber Aaron ist nicht irgendein Spieler, sondern nach drei Jahren als Back up nunmehr seit 2008 der Leistungsträger des Klubs auf der Position des Taktgebers in der Offense. Dieser Stachel des respektlosen Umgangs miteinander sitzt beim Quarterback tief.
Abwesenheit von allen Trainingseinheiten
Und Rodgers zog konsequent die Notbremse. Seit Beginn der Vorbereitungen für die neue Saison blieben er allen Trainingseinheiten der Packers fern. Auch den sogenannten Mini-Camps, die normalerweise Pflicht sind. Ein solches Fernbleiben kann dann schon mal schnell 100.000 US-$ kosten. Aber der Quarterback lieferte die wohl beste Erklärung hierfür. Er weilte während seine Teamkollegen in den Camps schwitzten auf Hawaii, um seine mentale Gesundheit zu verbessern. Und seine Mannschaftskameraden nehmen ihm das nicht übel. Ganz im Gegenteil, sie unterstützen ihn sogar, wie beispielsweise Wide Receiver Davante Adams, mit dem Rodgers eine besonders starke Freundschaft verbindet.
Letzte Posse in diesem Poker um Anerkennung und Respekt: Das Vertragsangebot der Packers für zwei weitere Jahre. Insgesamt hätte das „A-Rod“ für fünf Jahre an den Klub gebunden, aber auch zum bestbezahlten Spieler der NFL gemacht. Das Angebot lag also noch über dem des derzeitigen Top-Verdieners Patrick Mahomes (Kansas City Chiefs) mit 45 Millionen US-$ pro Jahr. Die Ablehnung des Angebots kam aber genauso schnell wie es unterbreitet wurde. Damit haben auch die Packers-Verantwortlichen gezeigt, dass sie es immer noch nicht begriffen haben, worum es Rodgers geht.
Der Quarterback hatte das bereits im Mai in einem Interview mit dem Fernsehsender ESPN deutlich formuliert. Es ginge ihm um die Philosophie im Verein. Derzeit fehlt es ihm bei den Packers an Charakter und Kultur. Der Adressat dieser Botschaft ist klar: General Manager Gutekunst.
Wide Receiver Davante Adams liefert weiteren Zündstoff
Und genau in die Phase des Vertragsangebots an Rodgers der Green Bay Packers fallen auch die Verhandlungen mit Davante Adams über eine Vertragsverlängerung. Dessen Vertrag läuft zum Ende dieser Spielzeit. Im Normalfall wäre das ein Selbstläufer gewesen. Neuer Vertrag und Adams wäre nach zwei herausragenden Spielzeiten bestbezahlter Wide Receiver der Liga. Pustekuchen! Am 23. Juli 2021 wurden die Verhandlungen von beiden Seiten abgebrochen. Der nächste Zündstoff für die Packers-Verantwortlichen, die Adams nicht das erwartete Gehaltsangebot gemacht haben. Und der Wide Receiver wird nicht nur auf seinen Gehaltsscheck schauen, sondern auch ein Auge darauf haben, wie sich sein Freund Rodgers entscheidet. Und das Duo postete schon am 24. Juli ein Foto, das sie zeigt und einmontiert: ein Bild von Scottie Pippen sowie Michael „Air“ Jordan, das geniale Basketball-Duo der Chicago Bulls. Auch hier ist die Botschaft klar: Uns gibt es nur gemeinsam! Denn auch Pippen und Jordan waren unzertrennlich!
Packers-Fan Usain Bolt fleht Rodgers an zu bleiben
Jetzt greift auch die Sprinter-Legende Usain Bolt in den Hickhack Rodgers und Green Bay Packers ein. Der 34-Jährige Jamaikaner ist ein riesiger Packers-Fan und kann sich „sein“ Team ohne diesen Quarterback nicht vorstellen, wie er in einem Interview mit Sports Illustrated einräumt.
Der Weltrekordhalter über die 100 Meter- und 200 Meter-Sprintstrecke, achtmalige Goldmedaillen-Gewinner bei den Olympischen Spielen und elfmalige Weltmeister sieht den Boden bereitet, dass die Packers in dieser Saison noch weiter kommen als 2020. Mit dem NFL Draft hätte sich Green Bay mit jungen guten Spielern verstärkt sowie Leistungsträger wie Davante Adams gehalten. Bolts Bitte an Aaron Rodgers klingt fast flehentlich:
Rodgers vs. Green Bay Packers – ein Ausblick
Irgendwie haben die Packers ein Riesentalent, ihren Ausnahme-Quarterbacks vor den Kopf zu stoßen. Brett Favre, seinerzeit der Rekordhalter in vielen Kategorien und Vorgänger von A-Rod, ging es 2008 ähnlich. Seine Trennung von Green Bay ging auch nicht geräuschlos über die Bühne.
Das wäre dann auch die erste Option, Rodgers und Green Bay gehen künftig getrennte Wege. Und da werden schon die ersten Stimmen aus den Reihen der Denver Broncos laut. Allen voran Outside Linebacker Von Miller. Seiner Meinung nach hätten die Broncos das richtige Front Office, um mit Rodgers einen Vertrag unter Dach und Fach zu bringen. Wenn sich diese Möglichkeit ergibt. Dann würden aber auch noch andere Klubs ganz schnell ihr Interesse an dem Quarterback bekunden.
Option 2 erscheint zwar eher unwahrscheinlich, wurde aber von Rodgers selbst in einem Interview ins Spiel gebracht. Er legt ein Sabbat-Jahr ein und gönnt sich 2021 eine Ruhepause. Diese Alternative würde ihm aber unter dem Strich durch Gehaltsverzicht, Verlust von einigen Boni und so weiter gut 35,6 Mio. US-$ kosten. Auch wenn A-Rod ein gut gefülltes Bankkonto hat, ist es kaum vorstellbar, dass er auf einen solchen Betrag verzichtet. Zudem wäre er auch 2022 noch vertraglich an die Packers gebunden.
Auch die Möglichkeit drei scheint nach dem derzeitigen Stand ein bisschen utopisch. Rodgers läuft am ersten Spieltag im Dress der Green Bay Packers auf. Das würde aber voraussetzen, dass beide Seiten einen kräftigen Sprung über ihren eigenen Schatten machen. Bei den Äußerungen in den letzten Wochen von beiden Seiten ist dies nur schwer vorstellbar. Zudem wäre dann auch zu erwarten, dass Rodgers in den Gesprächen auf eine Verlängerung des Vertrages mit Davante Adams dringt. Seinen Lieblings-Passempfänger will er dann auch weiter in den Farben für Green Bay sehen.